GÜRTELROSE-
Herpes Zoster
Herpesviren trägt
fast jeder Mensch unbemerkt in sich, aber einige Menschen leiden unter ihnen
sehr.
Einteilung der humanen Herpesviren (HHV)
Alpha-Herpesviren: breites Wirkungsspektrum, Infektionen von
Epithelzellen (Haut, Schleimhaut), rasche Vermehrung führt zum Absterben der
infizierten Zellen, Verbleiben in den Ganglien
HHV-1: Herpes-Simplex-Virus Typ1:
Infektionen der Lippen, Nase, Mundschleimhaut, Wangen, Geschlechtsorgane…
HHV-2: Herpes-Simplex-Virus Typ2:
Infektionen der
Geschlechtsorgane, aber auch Lippen
HHV-3:
Varicella-zoster-Virus: Windpockeninfektion, nach Jahren Auslöser von Gürtelrose
Beta-Herpesviren:
enges Wirkungsspektrum, langsame Vermehrung, infizierte Zellen vergrößern sich
stark
HHV-5:
Zytomegalievirus: Speicheldrüsenerkrankung, CMV-Pneumonie
HHV6: Auslöser von Exanthema subitum
(Drei-Tage-Fieber)
HHV7:
Auslöser von Exanthema subitum (Drei-Tage-Fieber), Röschenflechte
Gamma-Herpesviren: sehr
enges Wirkungsspektrum, häufig maligner Verlauf
HHV-4:
Epstein-Barr-Virus: Auslöser von Pfeifferschen Drüsenfieber, aber auch von
Krebserkrankungen (Morbus Hodgkin, Non-Hodgkin-Lymphome)
HHV-8: Auslöser des Kaposi-Sarkom und
andere Krankheitsbilder
Das Varicella-zoster-Virus
Nach einer Windpocken-Erkrankung verbleiben die Herpesviren lebenslang im
betroffenen Menschen. Die Viren nisten sich jahrelang unbemerkt in bestimmten
Nervenzellen in der Nähe des Rückenmarks ein. Verschiedene Faktoren wecken das
Virus. Sie breiten sich nun entlang Nervenbahnen aus. Zunächst sind nur
undefinierbare Frühsymptome zu spüren, wie brennende, bohrende Schmerzen,
Photophobie, Krankheitsgefühl, Überempfindlichkeit an bestimmten
Hautstellen… Schließlich entsteht ein Bläschen-Ausschlag ähnlich den
Windpocken, aber nur auf eine kleine Region des Körpers beschränkt, häufig gürtelförmig
am Rumpf „Gürtelrose“. Das Ausbreitungsgebiet (Dermatom) entspricht dem
Hautareal, den die Nerven versorgen, indem sich das Virus vor vielen Jahren
eingenistet hat. Zusätzlich zum Hautausschlag kann Fieber und Abgeschlagenheit
auftreten.
Auslösefaktoren des schlafenden Virus
Geschwächtes
Immunsystem
Erkrankungen:
Krebsleiden, Leukämie, HIV-Infizierte
Alter:
gehäuft im 6. und 7. Lebensjahrzehnt
Stress, Schlaflosigkeit
Krankheitsbild
Ein Varicella-zoster-Virus kann jede Nervenzellwurzel befallen. Meistens
ist der Rumpf als gürtelartig (griech. zoster = Gürtel) befallen, aber auch
Arme, Beine, Hals oder Gesicht können betroffen sein. Wenn der Nervus
trigeminus befallen ist, so sind gleichzeitig Auge, Stirn, Nase und die behaarte
Kopfhaut einer Gesichtshälfte angegriffen. Entzündungen der Conjunktivitis,
Sehstörungen können die Folgen sein. Ist der Gehörgang betroffen, leidet der
Patient zusätzlich an Schwindel und Hörproblemen.
Auf dem betroffenen, geröteten Hautareal bilden sich wie bei Feuchtblattern
kleine Knötchen und Bläschen, die mit einer klaren oder eitrigen Flüssigkeit
gefüllt werden. Nach einigen Tagen platzen sie auf und trocknen ab. Angrenzende
Lymphknoten können geschwollen sein.
Zum Unterschied zu einer Feuchtblatterninfektion (Tröpfcheninfektion) sind
Herpes Zoster Viren nicht übertragbar, außer an Menschen, die noch nie eine
Windpocken - Erkrankung hatten. Deshalb sollten Großeltern mit einer Gürtelrose
in der Bläschenzeit keinen Kontakt mit ihren noch ungeschützten Enkel haben.
Eine Gürtelroseerkrankung ist immer eine Reaktivierung von einer bereits
stattgefundenen Windpockeninfektion.
Treten Bläschen am ganzen Körper auf, so kann die Gürtelrose nicht von
Feuchtblattern unterschieden werden.
Wenn ein peripherer Nerv betroffen ist, der vom Herpes zoster befallen wurde, so
können monatelang Schmerzen verspürt werden, auch wenn die Haut bereits
abgeheilt ist. Die Schmerzen können im Lauf der Zeit immer stärker werden.
Eine solche Post – Zoster – Neuralgie (PZN) kann ein brennender
Dauerschmerz sein oder kurze Schmerzattacken, die immer wieder auftreten.
Häufig sind heftige Berührungsschmerzen, auch in benachbarten Regionen.
Manchmal sind die Berührungsreize so stark, dass das Tragen von Kleidungsstücken
unerträglich wird. Der Leidensdruck dieser Patienten ist sehr stark.
Weitere Komplikationen können in einer lebensbedrohenden Ausbreitung der Gürtelrose
auf den ganzen Körper und den inneren Organen sein. Bei anderen Patienten kann
zu der Viruserkrankung eine bakterielle Superinfektion auftreten. So kann es zu
bleibenden Lähmungen, Enzephalitis, Hörverminderung…kommen.
Therapiemöglichkeiten
Doch bei einem normalen Verlauf heilt die Infektion nach 2-4 Wochen ab,
wie bei den Windpocken. Vor allem bei Schmerzen ist eine rasche Behandlung
notwendig. Je früher eine Behandlung beginnt, umso eher kann eine
Chronifizierung der Nervenschmerzen und eine Post – Zoster – Neuralgie
verhindert werden.
Immungeschwächte Patienten und über 50 jährige sollten immer mit Virustatika,
Analgetika, desinfizierenden Puder, juckreizstillenden Salben behandelt werden.
Als Virustatikum eignet sich Aciclovir: Nur in infizierten Zellen hemmt
Aciclovir den Stoffwechsel der Zelle und das Virus wird an der Vermehrung
gehindert. Herpesviren bauen eigene Enzyme (z.B. Thymidinkinase) in die Zelle
ein. Die Thymidinkinase soll Thymidin in die Wirt-DNA einbauen, um das
Herpesvirus zu replizieren. Aber die Thymidinkinase baut nun Aciclovir ein und
die Vermehrung wird gestoppt.
Aciclovir 800 mg muss 5x täglich genommen werden, 7 -10 Tage
Valaciclovir 1000 mg oder Famciclovir
500 mg, 3x täglich, 7 Tage
Brivudin 125 mg 1 x täglich, 7 Tage
Nur eine regelmäßige und
konsequente Einnahme für ein paar Tage kann verhindern, dass monatelang
Nervenschmerzen den Patienten quälen.
Nervenschäden einer Post – Zoster - Neuralgie werden mit Schmerzmittel (NSAR
oder Opioide) behandelt. Außerdem werden trizyklische Antidepressva verordnet,
weil dadurch auch die Weiterleitung von Schmerzsignalen im Rückenmark unterdrückt
wird. Antikonvulsiva wie Carbamazepin unterdrücken effektiv neuropathische
Schmerzen.
Lokal können auch Salben aufgetragen werden. Capsaicin zerstört nach
wochenlanger Therapie die Schmerzantennen in der Haut. Lidocain betäubt örtlich.
Eine Impfung gegen die Varicella-zoster Viren für Kinder ist bereits im Handel.
Ein Impfstoff für Erwachsenen (ab 50 Jahre) in einer viel höheren Dosis wurde
entwickelt. Die Häufigkeit an Gürtelrose
nach einer Impfung zu erkranken, beträgt etwa 51 %, allerdings entwickelt sich
bei Infizierten viel seltener eine Post - Zoster – Neuralgie und weitere
Komplikationen treten deutlich weniger auf. Obwohl die zwar hohen Kosten einer
Impfung viel geringer sind, als die Behandlungskosten einer Herpes - zoster
Erkrankung, wird die Impfung in Österreich nur selten verordnet.