APOTIPP
HYPERTONIE
Der
Blutdruck ist der in Blutgefäßen und Herzkammern herrschende Druck. Er ist abhängig
von der Pumpkraft des Herzens, dem Gefäßwiderstand und dem Blutvolumen. Ist
der Druck dauerhaft zu hoch, werden ständig die Blutgefäße geschädigt. Es
drohen Folgeerkrankungen, die den gesamten Körper betreffen können.
Der Blutdruck wird mit zwei Werten angegeben:
1.
systolischen
Blutdruck: höchster Druck, der bei der Kontraktion des Herzens erreicht
wird.
2.
diastolischen
Blutdruck: geringster Druck, der in den Schlagadern herrscht, während das
Herz sich mit Blut füllt, also in der Ruhephase.
Normaler
Blutdruck: bis 120/ 80 mmHg
Prähypertonie:
bis 140/ 90 mmHg
Hypertonie:
über 140/ 90 mmHg
Besonders
bei Überschreiten der diastolischen Werte höher als 90 mmHg besteht die Gefahr
der Entwicklung einer Arteriosklerose mit Herz- und Nierenschäden.
Um
die Höhe des Blutdrucks eines Patienten richtig einzuschätzen, braucht man
mindestens 30 Messungen. Wenn von diesen sieben oder mehr höher als 135/ 85
mmHg sind, liegt eine Hypertonie vor.
Ursachen
für eine Hypertonie
Fast
die Hälfte der Bevölkerung über 50 Jahre hat einen zu hohen Blutdruck, zwei
Drittel davon wissen nichts über ihr Risiko und werden auch nicht behandelt.
1.
primär erhöhter
Blutdruck (Essentielle Hypertonie): meist
Folge einer Kombination verschiedener Risikofaktoren
Familiäre
Neigung zu erhöhtem Blutdruck, Schlaganfall oder Herzinfarkt
Übergewicht;
zu fette , salzreiche Ernährung
Alkoholmissbrauch
Rauchen
Diabetes Typ1 und Typ2
Nierenleiden
Erhöhter Cholesterinspiegel
Bewegungsarmut
Stress
Medikamente (z. B. Kortisonpräparate,
Antirheumatika und Schlankheitstabletten)
Drogenmissbrauch
2.
Sekundäre
Hypertonie: Erkrankungen, die einen Bluthochdruck auslösen können
Nierenerkrankungen
hormonelle Störungen
bestimmte Geschwüre
Artherosklerose
Präeklampsie (Bluthochdruck in
der Schwangerschaft)
Folgeerkrankungen
einer Hypertonie
Arterienverkalkung
Netzhauterkrankungen, Blindheit
Nierenversagen
Herzinfarkt, Herzschwäche,
Angina pectoris
Hirnblutung (Schlaganfall,
Apoplexie)
Schon
eine geringe Senkung bei Hypertonie um 5-10 mmHg senkt das Schlaganfallsrisiko
um 30%, das Infarktrisiko um 15%!
Mögliche
Beschwerden bei sehr hohem Blutdruck:
Kopfschmerzen
Herzklopfen, Atemnot
Schweißausbrüche
Sehstörungen
Schwindelgefühl
Übelkeit,
Erbrechen
Krämpfe, Lähmungen
Bewusstseinstrübung,
Verwirrtheit
Nasenbluten
Aushusten von blutigem Schleim
Medikamente
Erfordert
der Bluthochdruck medizinische Behandlung, muss diese meist lebenslang erfolgen.
Die Therapie darf keinesfalls ohne Rücksprache mit dem Arzt abgesetzt werden,
auch wenn die Werte in Ordnung sind.
1.
Beta-Blocker
Hemmung der Sympathikus- Aktivität, Senkung der Renin- Sekretion.
Das Herz wird entlastet und schlägt etwas langsamer. Die volle
blutdrucksenkende Wirkung tritt manchmal erst nach 10 Tagen ein! Zu Beginn der
Therapie sind Müdigkeit, oder Schwindel häufige Nebenwirkungen, der Ruhepuls
kann unter 50 Schläge pro Minute abfallen. Im Winter klagen viele Patienten über
kalte Füße oder Hände. Da nur die Haut, aber nicht die Muskulatur schlechter
durchblutet wird, ist diese Nebenwirkung unangenehm, aber nicht gefährlich.
Metoprolol(Beloc®),
Atenolol (Tenormin®, Atenolol- Generika),
Bisoprolol (Con Cor®, Rivacor®, Bisoprolol- Generika), Nebivolol (Nomexor®),
und andere.
2.
Alpha-Blocker
Hemmen Alpha- Rezeptoren in den
Gefäßwänden. Dadurch entspannen sich die Gefäße und der Blutdruck fällt.
Doxazosin (Supressin®, Ascalan®, Hibidren®, Doxazosin- Generika), Terazosin (Vicard®,
Urocard®, Terazosin- Generika) und andere.
3.
Alpha-
und Beta-Blocker
Carvedilol
(Dilatrend®, Carvedilol- Generika)
4.
Calciumantagonisten
„Calcium
– Antagonisten“ sind Substanzen, die den Durchtritt von Ca durch die
Calciumkanäle am Herzmuskel und der glatten Gefäßmuskulatur verhindern,
sodass eine Vasodilatation und Blutdrucksenkung die Folgen sind. Am Herz nimmt
die Herzfrequenz ab und Angina pectoris - Anfälle werden vermindert.
Außerdem wirken sie leicht entspannend auf Herzmuskelzellen und senken so
den Sauerstoffbedarf des Herzens. Harmlose Ödeme können bei höherer Dosierung
auftreten, oder Herzklopfen, sonst sind diese Antihypertensiva nebenwirkungsarm.
Dihydropyridine:
Amlodipin (Norvasc®, Amlodpipin-Generika), Felodipin (Plendil ret®, Felodipin®,
Munobal®), Isradipin (Lomir®), Nifedipin (Buconif®, Adalat®, Fedip®,
Nifedipin-Generika), Nisoldipin (Syscor®) und andere. Bei dieser
Wirkstoffgruppe muss ein gleichmäßiger Wirkspiegel aufrechterhalten werden,
damit keine reflektorischen Tachykardien auftreten. Besonders bei Nifedipin muss
darauf geachtet werden, weil die Halbwertszeit sehr kurz ist, deshalb werden
jetzt nur mehr Retardformen verwendet.
Amphiphile
Wirkstoffe: Verapamil (Isoptin®, Verapamil- Generika), Diltiazem, (Dilzem®,
Diltiazem- Generika)
5.
ACE-Hemmer
(Angiotensin-Converting-Enzym-Hemmer)
Wirken gefäßerweiternd
und damit blutdrucksenkend. Sie hemmen die Bildung des vasokonstriktorischen körpereigenen
Hormon Angiotensin-II. Das Herz wird entlastet. Sie beeinflussen nicht die akute
Blutdruckregulation durch das veg. Nervensystem,
haben keine zentralen Nebenwirkungen, keinen Einfluss auf den
Stoffwechsel. Häufige
Nebenwirkung ist ein trockener Reizhusten, weil Bradykinin auch in der Lunge
verzögert abgebaut wird. Bei größeren Flüssigkeitsverlusten infolge von
Durchfällen,… kann ein orthostatischer Kollaps
auftreten. Keine Verwendung von ACE-Hemmer in der Schwangerschaft, weil die
fetalen Nieren geschädigt werden! Enalapril (Renitec®, Mepril®, Enac®,
Enalapril- Generika), Lisinopril (Acemin®, Acetan®, Lisinopril- Generika),
Ramipril (Hypren®, Tritace®, Ramipril- Generika), und andere.
6.
Angiotensin
-II-Rezeptor-Antagonisten (Sartane)
So
wie ACE-Hemmer wirken diese Medikamente, indem sie das Angiotensin-II System
hemmen, der Bradykinin- Abbau wird aber nicht beeinträchtigt, sie sind
nebenwirkungsarm. Cadesartan (Atacand®,
Blopress®), Losartan (Cosaar®), Valsartan (Diovan®) und andere. Sie werden
verordnet, wenn ACE-Hemmer nicht vertragen werden.
7.
Diuretika
befreien den Körper von überschüssigen Salzen und zu viel Flüssigkeit.
Dadurch wird das Blutvolumen verringert, der Gefäßwiderstand fällt. Diuretika
werden in Thiazide, Schleifen-Diuretika und kaliumsparende Diuretika unterteilt,
jedes wirkt auf einen anderen Bereich der Niere. Oft werden Kombinationspräparate
verschrieben, speziell Hydrochlorthiazid HCT mit anderen Antihypertensiva. Da
diese Medikamente dem Körper Mineralstoffe entziehen, wird oft Kalium
zugesetzt. Alternativ können Kaliumtabletten eingenommen werden.
8.
Zentral
wirksame Antihypertensiva
Mit
dieser Medikamentengruppe konnte historisch zum ersten Mal der Blutdruck gesenkt
werden. Sie wirken antisympathotonisch durch eine zentrale Hemmung der
peripheren Sympatikusaktivität und eine Verminderung des Catecholamin-
Speichervermögens in den Nervenenden. So wirken sie vasodilatorisch, das
Herzschlagvolumen sinkt.
Nebenwirkungen
sind dosisabhängig: Mundtrockenheit oder Müdigkeit, Benommenheit.
Clonidin
(Catapressan®), Moxonidin (Moxonibene®), Rilmenidin (Iterium®)
Behandlungsziel
ist die Normalisierung des Blutdrucks auf Werte unter 140/ 90. Für Diabetiker
und Patienten, die an Gefäßerkrankungen leiden, liegen die Zielwerte etwas
niedriger - bei 130/ 80.
TIPPS
Am
Beginn der Therapie fühlen sich viele Patienten nicht wohl mit einem
niedrigeren Blutdruck. Sie sind müde, schwindelig und unkonzentriert. Kein
Absetzen der verordneten Therapie! Nach
einigen Tagen passt sich der Körper den neuen Druckverhältnissen an, sodass
die Beschwerden von selbst verschwinden.
Verringerung
von Risikofaktoren
Vermehrte
Bewegung: Ausdauersportarten, die Spaß machen, erlernen
Reduktion von Körpergewicht,
gesunde Ernährung:
Kaliumreiche Lebensmittel
(Obst, Gemüse) schwemmen überflüssiges Wasser aus dem Körper
Magnesium: senkt Hypertonie,
vermindert Herzinfarktrisiko: grünes Gemüse (Chlorophyll), Vollkornprodukte,
Sojabohnen, Kakao, Nüsse…
NaCl- Reduktion auf max. 2- 3g
pro Tag, mit dieser Menge hat der Körper genug für seine Aufgaben. Aber 5-10g
verstecktes Kochsalz essen wir täglich mit Brot, Käse oder Wurst! Zum Würzen
deshalb Kräuter oder Diätsalz verwenden.
Reduktion der Gesamtfettmenge
in der Nahrung
Pflanzenöle: mehrfach ungesättigte
und einfach gesättigte Öle verwenden: Raps-, Olivenöl
Meeresfisch (Omega-3-Fettsäuren)
2x wöchentlich am Speiseplan!
Vitamin-C-reiche Ernährung,
ballaststoffreiche Lebensmittel, Knoblauch, grüner Tee, vegetarische Ernährung,…
beeinflussen den Blutdruck positiv.
Übermäßiger
Konsum von Bohnenkaffee und Lakritze erhöhen den Blutdruck
Alkohol senkt in den ersten 4
Stunden den Blutdruck, aber durch eine Sympatikusaktivierung steigt einige
Stunden später der Druck an.
Verzicht auf Nikotin: Rauchen
schädigt die Blutgefäße, Nikotin erhöht den Blutdruck.
Erlernen von
Entspannungstechniken, um Stress-Situationen besser zu bewältigen. Für
ausreichend Schlaf sorgen.
Regelmäßige Kontrolle der
Blutdruckwerte, der Cholesterinwerte, des Bauchumfanges und des Körpergewichtes.
Günstig ist eine tägliche
Blutdruck- Selbstmessung zur gleichen Tageszeit und das Führen eines
Blutdruckprotokolls
Eine Lebensstiländerung mit
einer Reduktion von 10kg Übergewicht kann bis zu 20 mm Hg den Blutdruck senken,
fettarme Ernährung bis zu 15, Salzreduktion oder Bewegung bis zu 8 mm Hg.
Wichtig ist eine gute Blutdruckeinstellung bei Diabetikern, sie senkt das Risiko von Herz-Kreislauftodesfälle signifikant.
„White-Coat-Hypertonus“:
bei 20- 30% der Patienten steigt der Blutdruck bei der Messung durch den Arzt,
bei einer Krankenschwester ist dies weniger ausgeprägt.
Eine
gute Überprüfung für wechselhafte unklare Hypertonien bietet eine 24-
Stunden- Blutdruckmessung.
Eine
„Pseudohypertonie“ entwickeln alte Menschen mit sehr hohen
Blutdruckwerten aber ohne erkennbare Endorganschäden. Ihre arteriellen Gefäße
sind stark verkalkt und nicht mehr elastisch. Außerdem ist ihr Blutvolumen
vermindert.
Wenn
Patienten über einen langandauernden Reizhusten klagen, kann vielleicht ein
ACE- Hemmer die Ursache sein.
Richtig Blutdruck messen:
Vor
der Messung mindestens 5 Minuten ruhig sitzen. Bis zu plus 40 mmHg kann der Wert
in Unruhe erhöht sein!
Eine
zu rasche Wiederholungsmessung kann höhere oder tiefere Abweichungen aufzeigen,
bei gefäßkranken Menschen mindestens
15 Minuten für die zweite Messung warten.
Während der Messung keine
Bewegung, keine Gespräche!
Wenn
der Umfang des Oberarms über 40 cm dick ist, so erbringt die Messung höhere
Werte.
Eigene
Manschetten für Kinder und Jugendliche verwenden bzw. für dickere Oberarme.
Am linken Oberarm messen. Sind
die Werte rechts um mehr als 10 mmHg höher, so sollte eine angiologische Abklärung
erfolgen.
Der
Körperteil, an dem gemessen wird, muss auf Herzhöhe liegen.
Messung am Handgelenk ist nur
nach Vergleichsmessungen mit einem Oberarmgerät geeignet, weil das Handgelenk
relativ weit vom Herz entfernt ist und die Messung deshalb fehleranfälliger
ist.
Blutdruckschwankungen
im Lauf des Tages sind normal. Das Führen eines Tagebuches mit täglich zwei
Selbstmessungen zur gleichen Tageszeit gibt den besten Aufschluss über den tatsächlichen
Blutdruck.
Nach
einer Einstellung von Antihypertensiva soll der Blutdruck auch im Stehen
gemessen werden, damit ein orthostatischer Blutdruckabfall erkannt wird.
Kommen Sie immer wieder zu einer Kontrolle ihres Blutdrucks in die Apotheke, zum Arzt. Beunruhigen Sie sich nicht, wenn ein Wert zu hoch ist und wiederholen Sie aber unbedingt die Messungen an den nächsten Tagen wieder. Erst mehrere Werte geben einen Aufschluss über ein mögliches vaskuläres Risiko.