Apotipp         Dem Kopfschmerz richtig die Stirn bieten

Spannungskopfschmerzen

Spannungskopfschmerzen haben die meisten Erwachsenen schon einmal erlebt. Sie gehören zu den primären Kopfschmerzformen (so wie Migräne oder Cluster-Kopfschmerzen), d.h. sie entstehen nicht als Folge einer Gehirnerkrankung, Stoffwechselstörung oder Vergiftung.

 Symptome von Spannungskopfschmerzen:
Schmerzen auf beiden Seiten des Kopfes (Stirn-, Schläfen- und/oder Scheitelregion), drückend bis ziehend aber nicht pulsierend.
Die Schmerzen behindern allenfalls die körperlichen Aktivitäten, sie werden aber durch leichte körperliche Anstrengung nicht verstärkt.
Zum Unterschied zur Migräne bestehen üblicherweise keine Begleitbeschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Schwindel oder Sehstörungen. Eventuell tritt jedoch zusätzlich eine Schlafstörung auf, sowie Lichtscheu oder eine gesteigerte Lärmempfindlichkeit.
Wochenend- oder Berufskopfschmerz können Ausdruck psychischer Beschwerden sein.
Die Schmerzdauer kann von 30 Minuten bis zu einigen Tagen dauern
Episodischer Spannungskopfschmerz weniger als 180 Tage pro Jahr
Chronische Form: regelmäßig an mindestens 15 Tagen pro Monat über ein Jahr hinweg.

Ursachen für Spannungskopfschmerzen:
Ausgelöst wird eine Schmerzempfindung durch Schmerzrezeptoren (Nozirezeptoren), die durch eine Reizung (Verletzung, Schäden des Gewebes…) stimuliert wird. Die Schmerzen werden durch chemische Verbindungen (Prostaglandine, Bradykinin…) zum Gehirn weitergeleitet.

Der Name Spannungskopfschmerz kommt ursprünglich von "Verspannung", weil man früher dachte, dass die Schmerzen im Kopf direkt durch verspannte Hals- und Schultermuskeln verursacht werden. Heute nimmt man an, dass der Schmerz mit einer Störung der schmerzverarbeitenden Zentren im Gehirn zu tun hat - die Schmerzhemmung scheint gestört zu sein.

Faktoren, die Kopfschmerzen begünstigen:
Muskuläre Verspannung der Nackenwirbelsäule oder im Schulterbereic
Zu wenig Schlaf, Stress, psychische Beschwerden, Fieber…
Überanstrengung der Augen durch schlechtes Licht, fehlende oder falsche Brillengläser
Zu viel Nikotin, Alkohol
Wetterwechsel

Spannungskopfschmerzen im Kindesalter sind fast immer die Auswirkungen einer emotionalen Überforderung!

Therapie:
Schmerz ist nicht messbar, aber die Einstellung zum Schmerz kann man selbst verändern, sodass die individuelle Schmerzschwelle hinaufgesetzt werden kann. Wie man Schmerz empfindet, bestimmt größtenteils die eigene Psyche!
Entspannungsübungen, Autogenes Training, Yoga… helfen, wenn sich der Kopfschmerz ankündigt, besonders natürlich bei stressbedingten Schmerzen. Ein leichtes Ausdauertraining (Joggen, Schwimmen oder Radfahren) ohne Leistungsdruck, zwei- bis dreimal pro Woche kann vor allem chronische Kopfschmerzen reduzieren.

Analgetika
Zentrale und periphere Hemmstoffe der Cyclooxygenase, sowohl COX1 (produziert Prostaglandin) als auch COX2, sodass als Nebenwirkungen Magenwandschädigungen, Asthmaanfälle und eine Verminderung der Nierendurchblutung eintreten können.
     Acetylsalizylsäure: gut analgetisch und antipyretisch durch eine Hemmung der Prostaglandinproduktion, sodass die chemische Fortleitung der Schmerzen unterbrochen wird. Antiphlogistisch erst in höheren Dosen, sodass dann leider mit den oben beschriebenen Nebenwirkungen zu rechnen ist. Reichliche Flüssigkeitszufuhr ist bei jeder Einname zu empfehlen. Außerdem wirkt Aspirin-Akut® (1000 mg ASS) durch ein spezielles Puffersystem, damit die Magenpassage beschleunigt wird und ohne Verzögerung sich im Dünndarm lösen kann, effektiv gegen Migräneattaken.
     Phenazon, Propyphenazon: gute analgetische Wirkung. Aber es können schwere, seltene Nebenwirkungen (Agranulozytose, Allergien mit Schockgefahr) auftreten, sodass es in Österreich keine Monopräparate gibt.
     Ibuprofen: hemmt auch die Prostaglandine, es wirkt etwas stärker als die Acetylsalizylsäure. Wird immer häufiger bei Kindern verordnet.

         o   Naproxen: die Halbwertszeit beträgt 12-15 Stunden, sodass eine Einnahme höchstens zweimal pro Tag notwendig ist.
        
o   Mefenaminsäure: wirkt gut schmerzstillend, allerdings können vermehrt Nebenwirkungen auftreten, wie Ulcera, Blutbildschäden, Gerinnungsstörungen sowie schwere Nierenschäden.

Paracetamol: gut analgetisch und antipyretisch, nicht antiphlogistisch, wird meist gut vertragen. Paracetamol hat keine Nebenwirkungen auf die Blutgerinnung, keine Schäden an der Magenschleimhaut, weil die Prostaglandinsynthese nur zentral gehemmt wird. Für Asthmatiker ist Paracetamol das Mittel der Wahl. Akute Leberschäden treten bei Überdosierungen, bestehenden Leberschäden oder Alkoholkonsum auf.
Metamizol: starkwirksames Analgetikum, wegen den Nebenwirkungen (Agranulozytosegefahr, Blutdruckabfall bis zum Kreislaufschock) kein Routine - Mittel.
Kombinationspräparate: Häufig ist Kopfschmerzmittel Coffein beigemischt. Einerseits wird dadurch die schmerzstillende Wirkung verstärkt, andererseits begünstigt die aufputschende Wirkung einen verstärkten Missbrauch.
Bei chronischen Kopfschmerzen sind trizyklische Antidepressiva angezeigt, als Mittel der Wahl wird Amitriptylin empfohlen.
Pfefferminzöl (10% alkoholische Zubereitung) auf die Stirn oder Schläfen geträufelt hilft nach einigen Minuten gut beim Spannungskopfschmerz. Die Durchblutung wird erhöht, wirkt entspannend auf die Muskulatur,
Manchen Schmerzpatienten hilft Magnesium 300mg gut, weil die Verspannungen der Muskulatur verringert werden.


Schwangere sollten nur nach Rücksprache mit dem Arzt ein Schmerzmittel einnehmen. ASS wirkt Wehen hemmend und ist deshalb nach der 36.SSW kontrainduziert. Außerdem wird die Blutungszeit verlängert, sodass auch bei „Marcoumar - Patienten“ und vor operativen Eingriffen Kontraindikationen bestehen. Eine weitere Nebenwirkung von ASS ist die Vermehrung der Leukotrine, sodass Überempfindlichkeitsreaktionen z.B. Asthmaanfälle auftreten können.

Bei Kindern bis zum 18. Lebensjahr ist die Acetylsalizylsäure kontrainduziert, weil eventuell das seltene Reye-Syndrom (Leberdegeneration, Krämpfe in Verbindung mit fieberhaften viralen Infekten) ausgelöst werden kann. Für die Schmerzstillung bei Kindern ist Paracetamol oder Ibuprofen jedoch gut geeignet.

In der Selbstmedikation sollte ein Schmerzmittel nie länger als 10 Tage eingenommen werden. Denn ein Kopfschmerz gerade durch übermäßige Schmerzmitteleinnahme ist nicht selten. Viele Kopfschmerzpatienten neigen aus Angst vor neuen Schmerzattacken dazu, ihre Schmerzmittel zu häufig oder in zu großen Mengen einzunehmen. Der Verzicht auf Analgetika fällt immer schwerer - Kopfschmerzen treten aber häufiger auf! Es ist jedoch eine andere Form: der „Medikamenten- bzw. Entzugskopfschmerz“. Ein Teufelskreis aus Medikamenteneinnahme und (Entzugs-) Kopfschmerz beginnt. Der Schmerz kann dann sogar in einen dumpfen bis bohrenden Dauerkopfschmerz mit Übelkeit übergehen! Besonders häufig wird der Medikamentenkopfschmerz durch Schmerzmittel ausgelöst, in denen mehrere Wirkstoffe (besonders Coffein) miteinander kombiniert sind.

Tipps:
Mit einem Kopfschmerztagebuch kann man nach einiger Zeit besser die Ursachen einer Attacke erkennen und sich mit verschiedenen Tricks schützen.
Auf einen geregelten Tagesablauf achten: regelmäßig essen, Schlaf- Wach- Rhythmus auch am Wochenende beibehalten.
Vermeiden von starken Aufregungen wie Streit, schockierende Filme…
Auszeit gönnen, Stress abbauen…
Einen optimalen Arbeitsplatz schaffen: richtige Sitzhöhe, das Licht sollte die Augen nicht blenden, unnötige Lärmbelastung ausschalten (Dauerberieselung mit Musik, Radio…)
Frische Luft tut gut, aber die pralle Sonne meiden!

Bedenken Sie immer wieder die Gefahr des Medikamentenkopfschmerzes!

        Mag. pharm. Eva Fellner        Logo Stadtapotheke Klosterneuburg