Apotipp
OSTEOPOROSE
Ein ähnlicher
Artikel von mir ist in der Fachzeitschrift „Der Neue Apotheker“ erschienen.
Grundlage in der Jugend
Die
Basis für eine hohe Knochendichte im Alter wird in der Jugend gelegt.
Individuell hat man vom 25.-30. Lebensjahr die maximale Knochendichte aufgebaut.
Ab dem 40.Lebensjahr geht sie allmählich verloren, jedes Jahr um etwa 1%. Das
Tempo für den Abbau kann jeder selber beeinflussen. Verläuft er jedoch
beschleunigt, etwa durch Hormonstörungen wie Östrogen- oder Testosteronmangel,
entsteht Osteoporose: Witwenbuckel, Bewegungslosigkeit,
Wirbel- und Oberschenkelhalsbrüche verbunden mit starken Schmerzen! Die Knochen
werden porös, sie brechen beim kleinsten Sturz oder sogar grundlos. Die
wichtigsten Grundlagen für gesunde Knochen sind Bewegung und calciumreiche Ernährung.
Knochenaufbau
Der
Knochen wird laufend auf- und abgebaut im Wechselspiel mit den Osteoblasten und
Osteoklasten. Das Gleichgewicht wird von vielen Faktoren beeinflusst, es ist
sehr störungsanfällig.
Osteoblasten
sind Zellen, die für die Knochenbildung verantwortlich sind. Sie lagern sich an
Knochen hautschichtartig an, dieses Gerüst mineralisiert langsam vor allem mit
Calcium, und es wird in den Knochen neu eingebaut.
Eine Neubildung des Knochens wird durch einen intensiven Druck oder Zug der
Sehnen an ihren knöchernen Ansatzstellen stimuliert. Werden Knochen zu wenig
beansprucht, werden sie abgebaut. Neben einem erheblichen Muskelschwund,
schwindet auch die Knochendichte rasant. Gesunde Astronauten verlieren im
Weltall etwa 1% ihrer Knochenmasse pro Monat, weil sie durch die
Schwerelosigkeit ihre Knochen nicht mechanisch stimulieren können.
Erhöhtes Risiko
Wechseljahre: Der sinkende Spiegel weiblicher Hormone beschleunigt den
Knochenabbau. Gefährdet sind besonders Frauen mit später erster Regelblutung
oder früher Menopause
Vererbung: Bei rund 50 Prozent sind bereits Verwandte betroffen
Lebensweise: Auch Alkohol, Koffein, Zigaretten und Untergewicht (BMI kleiner 19)
verringern die Knochendichte
Kortison-Einnahme: Rheumatiker und Asthma-Kranke mit einer Kortisontherapie
Menschen mit chronischen Durchfällen oder anderen Darmerkrankungen leiden oft
an Osteoporose, weil zu wenig Calcium aus dem Darm resorbiert wird.
Mit zunehmendem Alter kann die Haut immer weniger Vit.D synthetisieren. Außerdem
lässt im Alter die Umwandlung zu wirksamem Vit.D in der Niere nach.
Knochendichtemessung
Wer
zu einer der Risikogruppen gehört, sollte regelmäßig die Knochendichte messen
lassen.
Der Knochenmineralsalzgehalt im
Lendenwirbel und Oberschenkelhals wird dabei schmerzfrei mittels Röntgenstrahlung
gemessen.
Anhand der Bilder wird die Knochendichte, T-Wert genannt, ermittelt. Werte
zwischen –1 und –2,5 deuten auf eine Osteoporose-Vorstufe oder Knochenarmut
(Osteopenie) hin.
Liegt der T-Wert unter –2,5, besteht eine Osteoporose. Eine Basistherapie mit
Calcium und Vitamin D ist notwendig. Ist es schon zu einem Bruch gekommen, müssen
zusätzlich Bisphosphonate oder andere Medikamente eingenommen werden.
Vorbeugung
Bewegung: Eine Osteoporose-Therapie ohne körperliches Training ist unvollständig.
Am besten eignet sich eine Kombination aus Koordinations- und Krafttraining, um
Muskeln aufzubauen. Ausdauersportarten wie Joggen oder Walken stärken zusätzlich
das Herz und den Kreislauf.
Knochenfreundlich ernähren:
Calciumräuber meiden: phosphathaltige Lebensmittel (Cola, Vollkornmehl), säurebildende
Speisen binden Calcium, das nicht mehr für den Knochen zur Verfügung stehen
kann.
Eiweiß erhöht die Ca- Ausscheidung, sparsam mit Fleisch und Wurst sein.
Koffein
fördert die Ca – Ausscheidung über den Harn, sodass nicht mehr als zwei
Tassen Kaffee pro Tag getrunken werden sollten.
Basische
Nahrungsmittel häufig essen: Gemüse, Obst
Calcium reiche Nahrungsmittel: Milchprodukte,
Nüsse, Mineralwasser, Salate, Fenchel, Broccoli…(Ein Becher Joghurt z.B. enthält
500 mg Ca)
Eine Tasse Milch am Abend kann den Knochenabbau in der Nacht hemmen.
Ein
gesundes Skelett benötigt nicht nur Ca und Vit.D, sondern auch viele andere
Vitamine, Mineralien und Spurenelemente.
Einseitige
Diäten oder Mangelernährung vermeiden.
Therapiemöglichkeiten
Vorbeugen ist die beste Therapie, Osteoporose ist nicht heilbar.
Osteoporose beginnt stumm, viele Wirbel brechen an der Vorderseite, wo keine
Nervenbahnen verlaufen. Durch den Druck des Oberkörpers beginnt der Knochen
einzubrechen. Nicht nur einmal. Dieser Vorgang – Experten sprechen von
Sinterung – kann Wochen dauern, es kommt zu vielen kleinen Frakturen. Der
Wirbelkörper wird regelrecht platt gedrückt, das verstärkt die Schmerzen an
der Knochenhaut.
Basistherapie mit Kalzium und Vitamin D: Für Patienten liegt der Calciumbedarf
zwischen 1200 und 1500 Milligramm täglich. Die Aufnahme von Ca aus dem Darm
muss durch günstige Bedingungen (Gegenwart von Vit. D und Magnesium) gefördert
werden. Außerdem soll die Ca- Ausscheidung über die Nieren nicht zu stark
sein.
Dazu kommen 400 bis 1200 Einheiten Vitamin D3, das die Aufnahme von Kalzium und
dessen Einbau in die Knochen fördert. Dieses Vitamin wird durch UV-Licht im Körper
aufgebaut, allerdings ist die Vit.D - Bildung bei bettlägerigen und älteren
Menschen meist zu nieder, sodass eine entsprechende Nahrungsergänzung vor allem
in den Wintermonaten bei schwacher Sonneneinstrahlung sinnvoll ist. Knochenbrüchen
kann so vorgebeugt werden. Zudem stürzen alte Menschen dreimal weniger, wenn
sie Vitamin D einnehmen. Calcium und Vitamin D bewirken eine Knochen- und
Muskelstärkung.
Bisphosphonate: der Knochenabbau wird vermindert, indem die Osteoklasten beim
Zerstören gehemmt werden. Osteoblasten werden in Ihrer aufbauenden Funktion
nicht beeinflusst. Eine Therapie mit Bisphosphonaten sollte immer mindestens
drei Jahre dauern, doch vielen Patienten fehlt das Durchhaltevermögen.
Immer
wieder bei jedem Patienten den Einnahmerhythmus überprüfen!
Vor dem Essen: 30 Minuten vor dem Frühstück. Bei Einnahme tagsüber zwei
Stunden Abstand zur Mahlzeit einhalten.
Nicht liegen: stehend einnehmen, bettlägerige Patienten sitzend. Sonst kann das
Medikament in der Speiseröhre hängen bleiben und die Schleimhaut schädigen.
Viel reines Wasser dazu trinken, damit die Tablette vollständig hinuntergespült
wird. Kein Mineralwasser, oder Milch dazu verwenden, weil die darin enthaltenen
Mineralien die Bisphosphonate binden und in der Resorption verhindern.
Stehen bleiben: Mindestens 30 Minuten nach der Einnahme stehen oder sitzen
bleiben, erst dann wieder niederlegen.
Neben
der täglichen oder wöchentlichen Einnahme von Bisphosphonate gibt es
dreimonatliche (Ibandronat) oder neu eine jährliche (Zoledronat) Injektionen.
Die Compliance kann dadurch deutlich erhöht werden.
Eine Alternative ist Raloxifen, ein selektiver Östrogen-Rezeptor-Modulator (SERM).
Ähnlich wie Östrogen verhindert es den Knochenabbau. Es wirkt allerdings nicht
gegen Wechseljahresbeschwerden und wird deshalb erst zwei Jahre nach der
Menopause angewandt.
Andere
Medikamente sind Strontiumranelat, das einerseits die Aktivität der
Osteoblasten steigert - Strontium wird in die Oberfläche eingebaut - und
andererseits die Osteoklasten in ihrer Aktivität hemmt. Dadurch wird auf
zweifache Weise der Knochenabbau gebremst und ein Knochen von hoher
Qualität aufgebaut. Eine einmalige Einnahme von 2 g
am Abend wird von den meisten Patienten gut vertragen.
Der dem körpereigenen Hormon der Nebenschilddrüse nachempfundene Wirkstoff
Teriparatid wird einmal täglich in das Unterhautfettgewebe injiziert, maximal
18 Monate. Es aktiviert die Osteoblasten und stimuliert eine Neubildung der
Knochen. Frauen nach den Wechseljahren, die bereits einen Bruch erlitten haben,
können diese Therapie erhalten.
Das
Hormon Calcitonin hat in der heutigen Medizin an Bedeutung verloren. Als
Nasenspray wird dieses heute nur mehr verordnet, wenn eine andere Therapie gegen
Osteoporose nicht vertragen wird.
Fluoride
werden nicht mehr in der Osteoporose Therapie verwendet, weil in der
Knochenmatrix eingelagertes Fluorid eine schlechte Knochenqualität ergibt.
Eine
Hormonersatztherapie mit Östrogenen und Gestagenen verhindert zwar ebenfalls
den Knochenabbau, wird aber wegen des Brustkrebsrisikos heute nur selten
verwendet. Eine ergänzende Therapie mit Phytohormonen hat nicht nur eine östrogenartige
Wirkung auf den Knochenstoffwechsel, sondern beeinflusst auch positiv andere
Symptome der Wechseljahre.
Mit
Calcium Phosphoricum D6 nach der Biochemie Dr. Schüssler wird Ca als
Funktionsstoff verwendet, um den zellulären Bedarf an Mineralstoff-Ionen zu
decken und die Verwertung zu optimieren.
Keine
Therapie ohne Training!
Medikamente allein stabilisieren die Knochenmasse nicht, Bewegung steht an
erster Stelle.
Nicht nur, weil die Menschen immer älter werden, wird mit einer Zunahme des Leidens gerechnet. Eine wenig „knochenfreundliche“ Lebensweise ohne ausreichende körperliche Aktivität, mit einer einseitigen Ernährung schafft bereits bei den Jüngsten schlechte Voraussetzungen für ein Skelett, das ein Leben lang eine starke Stütze bleiben sollte. Dabei lässt sich in jedem Alter sehr viel für stabile Knochen tun.