Apotipp                  Bloß ein Raucherhusten? COPD

Ein ähnlicher Artikel von mir ist in der dna- Zeitschrift der „Neue Apotheker“ März 05 erschienen.

Jeder 3. Mittwoch im November ist der Krankheit COPD gewidmet

COPD bedeutet chronic obstructive pulmonary disease = lebenslang verengende Atemwegserkrankung. COPD ist ein Sammelbegriff für chronische obstruktive Bronchitis und das Lungenemphysem.

Eine Erkrankung, die alle Teile einer Lunge befällt.

 ENTSTEHUNG

Zu Beginn einer chronischen Entzündung der Bronchialschleimhaut wird in der Lunge übermäßig viel zäher Schleim produziert, der die Flimmerhärchen der Atemwege verklebt und lähmt. Eingeatmete Fremdstoffe können nicht mehr abtransportiert werden, sie verbleiben in der Lunge. Dies führt zu weiteren Entzündungen, noch mehr Schleimbildung, Infektionen und Verengung der Atemwege.
Durch Therapie und Änderung der Lebensweise kann diese Lungenschädigung noch rückgängig gemacht werden! Wenn aber dieser Teufelskreis –mehr Lungenbelastung –vermehrt Schleimbildung- weitere Verengungen- nicht unterbrochen wird, werden die Alveolen, die für den Gasaustausch verantwortlich sind, sogar langsam zerstört. Beim Ausatmen wird das CO² in den Lungenbläschen zurück gestaut. Sie werden überdehnt, verlieren ihre Elastizität- Gas bleibt zurück. Das Lungenparenchym verliert seine „Weintraubenform“, es schaut nun wie ein „Ballon“ aus. Dieser Zustand-  „Lungenemphysem“ genannt, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden! Da die Lunge ihrer Aufgabe, Sauerstoff  aufnehmen und CO² abzugeben, nicht mehr nachkommen kann, stiegt im Körper der CO² Gehalt bekommt. Leistungsschwäche, Müdigkeit, Atemnot, Herzbeschwerden, Schlafprobleme, Ödeme,… mindern die Lebensqualität
im gesamten Tagesablauf.

AUSLÖSER DER KRANKHEIT

Rauchen:

   Vor allem Zigarettenraucher ab dem 40. Lebensjahr sind gefährdet, die eine „Raucherkarriere“ von mehr als 20 „pack years“ hinter sich haben. (ein „pack year“ geht von 20 Zigaretten pro Tag aus) In einem Jahr sammelt sich bei diesen Rauchern eine Tasse voll Teer in den Lungen!

   Nicht jeder Raucher bekommt COPD, aber 9 von 10 Patienten sind oder waren Raucher!

   Zigarettenrauch zerstört nicht nur die Flimmerhärchen des Rauchers, sondern auch jene seiner Mitmenschen!

   Rauchpartikel sammeln sich im Teppich, Hausstaub…, sodass besonders Kinder gefährdet sind, sie einzuatmen. Ihre Lungen werden sehr belastet.

   Staub-, Rauch-, Gasbelastungen…

   Andere Risikofaktoren: Alkoholkonsum, Allergien, Mangelernährung, schlechte Wohnverhältnisse, geringes Geburtsgewicht, Erbanlagen, Klima,…

 ANZEICHEN ZU BEGINN

AHA Symptome:

   Atemnot zuerst nur bei Belastung, im Winter, später auch in Ruhe- unabhängig vom Klima, kein „Problem des Alters“!

   Husten: hartnäckig, wird immer schlimmer, besonders am Morgen nach dem Aufstehen,

   Auswurf:  gelblich, zuerst flüssiger, dann zäher, das Abhusten kostet immer mehr Kraft. Wird oft verharmlost: „Nur ein Raucherhusten“!

   Bläulich verfärbte Finger.

   Müdigkeit, Antriebslosigkeit, weil zu wenig Sauerstoff den Organismus versorgt.

   Pfeifendes Geräusch beim Atmen, weil die Atemwege verengt sind.

   Rechtzeitig soll jeder hustende Raucher zum Arzt gehen!


BEHANDLUNG

   Oberstes Ziel der  Behandlung von COPD ist die Therapie der Nikotinabsucht

   Vermeidung von Dämpfen, Staub- und Gasbelastungen

   Medikamente laut einem Stufenplan nach Schweregrad von Symptomen:

1.    Inhalative Bronchodilatoren:  ß²-Sympathomimetika oft in Kombination mit Anticholinergika (Berodual®,  Combivent®), es ergibt sich ein additiver Effekt. Kurzwirksame Anticholinergika (Atrovent®)müssen 4x täglich genommen werden, Langwirksame (Spiriva®) führen zu einer zuverlässigen Bronchodilatation von 24 Stunden.

2.    Zusätzlich Gabe von Theophyllin, wirkt synergistisch. Retardformen bewähren sich besonders in der Nacht, weil die morgendlichen Belastungen vermindern werden.

3.    Zusätzlich Inhalation mit Kortison. In Kombination mit ß²-Sympathomimetika (Seretide®, Symbicort®). Nach der Inhalation mit Kortison immer den Mund ausspülen, damit keine Heiserkeit oder gar eine Pilzinfektion entsteht.

   Expectorantien, Mykolytika bei starker Verschleimung.

   N-Acetylcystein(ACC®, Aeromuc®, Mucobene®,…) bewirkt nicht nur eine Verflüssigung von Schleim, sondern auch eine Neutralisation von freien Sauerstoffradikalen in der Lunge.

   Trotz Hustenreizung keine hustenreizstillende Medikamente einnehmen, weil Husten einen protektiven Effekt hat.

   Regelmäßiges Trinken, inhalieren mit Salzlösungen

   Bei gelblichen Auswurf: Infektion zusätzlich mit Antibiotika behandeln lassen.

   Klopfmassagen zur Erleichterung des Abhustens

   Atemgymnastik: richtiges Atemverhalten bringt eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit, wirkt Angst lösend, Selbstbewusstsein steigernd

   Sauerstofflangzeittherapie: über eine Nasensonde wird O² zugeführt, sodass eine optimale O² Konzentration im Blut entsteht. Bis zu 16 Stunden täglich!

   Operation von überblähten Lungengewebe bis zur Lungentransplantation.

 
        TIPPS

   COPD- Patienten leiden häufig an Infektionen, eine Influenza kann zu einer lebensbedrohenden Verschlechterung führen. Deshalb sollte sich jeder Raucher gegen Grippe und Pneumokokken impfen lassen.

   Jeder Raucher sollte ab dem 40. Lebensjahr einmal jährlich die Lungenfunktion überprüfen lassen!

   Es ist nie zu spät mit dem Rauchen aufzuhören! Acht Stunden nach der letzten Zigarette ist das zusätzliche CO² aus dem Blut entfernt, nach einer Woche beginnt die Regeneration der Lunge- Teerstoffe werden abtransportiert, nach einem Monat sinkt die Infektionsgefahr, weil sich das Immunsystem regeneriert hat,… 

   Meiden von verrauchten, staubigen Räumen und Plätzen,  auch am Arbeitsplatz.

   Viel ins Freie gehen.

   Luftfeuchtigkeit in der Wohnung erhöhen, denn trockene Luft reizt zusätzlich die Atemwege.

   Häufig Lüften, aber keine Zugluft entstehen lassen, damit nicht Staub aufgewirbelt wird. Eine Fußbodenheizung wirbelt auch Staub auf! Mit feuchten Tuch oft alles abwischen.

   Inhalieren mit ätherischen Ölen.

   Gesunde vitaminreiche Ernährung: keine blähenden Lebensmittel (Bauch drängt dann Zwerchfell in die Höhe und die Lunge wird zusammen gepresst)

   Viel Trinken, um den Schleim zu verflüssigen. Viele verschiedene köstliche Teemischungen werden in der Apotheke dafür angeboten. 

   Mit dem Extrakt der südafrikanischen Pelargonienwurzel in Umckaloabo® Tropfen werden gute Erfolge berichtet. 

   Schweres Atmen verbraucht viele Kalorien- Achtung, wenn eine starke Gewichtsreduktion ohne Änderung der Lebensweisen auftritt! 

   Da die Atemnot immer größer werden wird, weil die Lungenfunktion abnimmt, werden alltägliche Verrichtungen zum Problem. Maßvolle körperliche Bewegung, Ausdauer und Kraft langsam aufbauen durch Gehen, Schwimmen, Tanzen, Treppensteigen, Radfahren,...

   Entspannungsübungen erlernen, denn Aufregung, Angst… steigern die Atemnot!

   Atemtechnik verbessern durch eine „Lippenbremse“: Einatmen durch die Nase, langsames, langes Ausatmen durch einen schmalen Schlitz der Lippen. Es wird ein innerer Gegendruck auf das Bronchialsystem erzeugt, es verbleibt nicht so viel verbrauchte Restluft in der Lunge. Mehr frische O² reiche Luft kann eingeatmet werden. Immer wieder beim Spazierengehen, Treppen steigen,… kurze Pause einlegen und bewusst die Lippenbremse verwenden.

   Den „Kutschersitz“ (an der Sesselkante mit weit geöffneten Beinen aufrecht sitzen) bei Atemnot verwenden, um den Lungen im Körper maximalen Platz zu bieten.

   Abklopfen des Rückens, um das Abhusten zu erleichtern.
 

UNTERSCHEIDUNG: COPD-ASTHMA

COPD ASTHMA

Beginn

 Schleichend
Jede Chronische Bronchitis kann in COPD übergehen
Plötzlich, meist nach Infektionen der Atemwege; oft in Kombination mit Allergie, Neurodermitis

Auslöser

Rauchen
Luftverschmutzung
Überempfindlichkeit der Lunge gegenüber bestimmte Stoffe: Pollen, Tierhaare,…

Atemnot

Immer
Am Anfang nur bei Belastung, später auch in Ruhe
nur im akuten Anfall
Husten
Vor allem am Morgen wird viel Schleim abgehustet Oft erstes Zeichen eines drohenden Anfalls
Auswurf
Klar, gelblich Glasklar, sehr zäh

Krankheitsbild

Fixierte Einengung der Atemwege Akute Konstruktion der glatten Atemmuskulatur

Lebensalter

Beginn erst im 4./ 5. Lebensjahrzehnt
Meistens Folge des Rauchens
Häufig im Kinder- und Jugendalter


Entwöhnung der Rauchsucht ist sehr mühevoll, aber sie ist möglich, trotz Rückschlägen. Wir Apotheker helfen Ihnen gerne, wenn Sie persönliche Gründe zum Aufhören gefunden haben, denn jede Zigarette weniger ist ein Erfolg!

                 Mag. pharm. Eva Fellner               Logo Stadtapotheke Klosterneuburg