Dieser
Artikel von mir ist in der Fachzeitschrift „der neue Apotheker“ Nr. 7
erschienen.
APOTIPP:
TROCKENES AUGE
Das
Krankheitsbild „trockenes Auge“
hat in den letzten Jahren stark zugenommen- es handelt sich dabei um
Benetzungsstörungen des Auges, die zu allererst vom
Augenarzt genau untersucht werden sollten.
Der
Facharzt kann mit einfachen Tests feststellen, ob eine gefährliche
Allgemeinerkrankung hinter dieser Erkrankung steht.
TRÄNENFLÜSSIGKEIT
Sie
besteht aus drei Komponenten:
1.
Mucin- Schicht (Schleimhautschicht): innen,
auf der Augenoberfläche, gleicht
Unebenheiten der empfindlichen Hornhaut aus. Sie bindet Wasser und verhindert
die Austrocknung des Auges.
2.
Wässrige Phase: größter Teil der Tränenflüssigkeit, sie enthält
Eiweiß, Enzyme und Antikörper.
3.
Lipid- Schicht (Fettschicht): verhindert,
dass der wässrige Anteil über die
Lidkante abläuft und bewirkt, dass er nicht so schnell verdunstet.
Die
Tränenflüssigkeit hat vielfältige Aufgaben:
Sauerstoff
und Feuchtigkeit werden der gefäßlosen Hornhaut und Bindehaut zugeführt, sie
schwemmt Fremdkörper, Schmutzpartikel, Bakterien und Viren aus.
Durch
den Lidschlag, der unbewusst alle 5-10 Sekunden erfolgt (weniger oft im Schlaf,
Alter und bei Tätigkeiten, die eine vermehrte Konzentration erfordern), wird
ca. ein Milliliter gleichmäßig über die Augenoberfläche verteilt. So wird
pro Minute ca. 16% der Tränenflüssigkeit ausgetauscht.
GEFAHREN
Wenn die drei Anteile der Tränenflüssigkeit nicht im richtigen Verhältnis zu einander gebildet werden oder die Gesamtmenge vermindert ist, kommt es zum „trockenen Auge“, meist eine chronische Erkrankung, die unbedingt behandelt werden sollte.
Unbehandelt
steigt der Salzgehalt der Tränenflüssigkeit, sie schädigt dann die Hornhaut.
Ihre Oberfläche trocknet aus und sie wird mit der Zeit undurchsichtig, so dass
die Sehkraft beeinträchtigt wird, in schweren Fällen kann sogar eine
Erblindung die Folge sein.
Darüber hinaus
wird das Auge zunehmend gerötet, chronische Hornhaut- und Bindehautentzündung
entstehen.
Trockene Augen
sind vermehrt infektionsgefährdet, weil die keimtötenden Substanzen nicht in
ausreichender Konzentration wirken können.
URSACHEN
Nachlassende
Tränenproduktion im Alter
Heiße, trockene Luft, Zentralheizung,
Klimaanlagen, Zugluft, Wind, Rauch, Ozon.
„Office Eye Syndrom“: Beschäftigungen,
die eine große Aufmerksamkeit des Auges erfordern: Bildschirmarbeiten, Lesen,
langes Autofahren.
Zusätzliche Belastung beim Arbeiten am PC
durch viele elektrostatisch aufgeladene Staubteilchen, die das Auge reizen.
Kontaktlinsen erwärmen die Augenoberfläche,
wodurch mehr Flüssigkeit verdunstet.
Schlechtsitzende Kontaktlinsen( es gelangt
zuwenig O² an die Hornhaut),
Mangelernährung, Fehlen von Vit. A
Einnahme bestimmter Medikamente: Kontrazeptiva,
ß- Blocker, Diuretika, Antidepressiva, chronischer Gebrauch von vasokonstriktorischen
Augentropfen,…
Diabetes, Schilddrüsenkrankheiten,
rheumatische Erkrankungen, Hautprobleme, Hormonumstellungen (Klimakterium)
Diverse andere Augenerkrankungen, die der
Arzt diagnostiziert.
BESCHWERDEN
Fremdkörpergefühl,
meist eine Störung in der wässrigen Schicht.
Brennen, Schmerzen und Trockenheitsgefühl,
Leitsymptome bei Problemen in der Lipidphase.
Lichtempfindlichkeit,
„Müde Augen“, Druck- und Schweregefühl,
Film vor den Augen, Haften der Lider beim
Lidschlag.
Tränende Augen (die Anteile der Fettschicht
sind zu wenig, sodass die wässrige Komponente über den Lidrand läuft und
zuwenig Flüssigkeit für das Auge zur Verfügung steht).
Luftbefeuchtung
(Trockene Luft steigert die Verdunstung der Tränenflüssigkeit)
Häufig Lüften, aber keine Zugluft aufs Auge
( Klimaanlagen, Gebläse im Auto oder Flugzeug nicht
aufs Gesicht richten, Brillen tragen beim Schifahren und bei Radrennen)
Mindestens zwei
Liter pro Tag trinken, Wasser, Orangen- oder Gemüsesäfte, Kräutertees, aber
keinen Alkohol.
Vitaminreiche Ernährung, besonders Tomaten,
Paprika,…
Meiden von
Raucherzonen, verstaubten Räumen,…
Beim Computerarbeiten öfters Pausen
einlegen, die Augen massieren, bewusst, längere Zeit schließen, immer wieder
zwischendurch blinzeln. Richtiges Einstellen
der Bildschirmhöhe (eher nach unten gerichtet, damit die Augen nicht zu
weit geöffnet werden müssen), hochwertige Auflösung der Bildschirmoberfläche.
Für eine geeignete Umgebungsbeleuchtung sorgen!
Augenbäder,
Augenkompressen, Entspannung und ausreichend Schlaf.
Regelmäßige Facharztkontrollen der Augen,
Kontaktlinsen und Brille (eine falsche Sehstärke strengt das Auge sehr an).
Beratung über die richtigen Benetzungsflüssigkeiten.
Beim Tragen von
harten Kontaktlinsen ist zu beachten, dass sie nicht zu fest sitzen und so
zuwenig Tränenflüssigkeit die Hornhaut befeuchten kann.
Vorsicht bei weichen Kontaktlinsen! Sie
lagern wasserlösliche Stoffe z.B. das Konservierungsmittel Benzalkonium (BAC)
ein, dadurch wird die Linse verfärbt und
schädigt die Hornhaut! Zur Benetzung sollen Einmalaugentropfen verwendet
werden.
Paradoxes Tränenträufeln
bezeichnet eine Sonderform des „Trockenen Auges“: weil der Fettanteil in der
äußeren Schicht vermindert ist und dadurch die Oberflächenspannung der Tränenflüssigkeit
herabgesetzt ist, läuft der wässrige Anteil über den Lidrand und fehlt dann
zum Benetzen des Auges. Dickflüssige Tränenersatzmittel sind zu empfehlen!
Wenn das Auge in der Früh rot ist, wurde die
Hornschicht über Nacht zuwenig mit Sauerstoff versorgt, es wurden die Blutgefäße
der Lidinnenseite für die Notversorgung geöffnet. Keine gefäßverengende
Mittel verwenden- sie fördern das „trockene Auge“!
Ozon, grelles
Licht und UV-Strahlen- besonders im Hochgebirge- können die Zellen der Hornhaut
„verbrennen“, wenn sie nicht durch genügend Tränenflüssigkeit oder eine
geeignete Sonnenbrille geschützt sind.
Nur reizarme Kosmetika verwenden, sogar
Hautfett kann den Tränenfluss irritieren.
Die
Verweildauer des Tränenersatzmittels auf dem Auge wird durch seine Viskosität
beeinflusst.
Konservierungsmittel
jeweils in Klammer! Sie wirken gut gegen Bakterien, die für das Auge schädlich
sind. Wenn Benzalkonium (BAC) enthalten ist, weiche Kontaktlinsen frühestens
15Minuten nach dem Tropfen wieder einsetzen.
Grad 1
der Erkrankung( leichte Benetzungsprobleme):
niedrig visköse Tropfen, konserviert,
bis 4x täglich, ev. Salbe oder Gel am Abend.
Cellulosederivate
in Artelac®(Cetrimid),
Okuzell®(BAC), Prosicca®(BAC),
Genteal® und VisoMax®Plus
Polyvinylalkohole
in Siccaprotect® enthält auch
Dexpanthenol (BAC)
Polyvidone
in Protagent® (BAC), OculotectFluid®
(BAC), Visacare (BAC), VisoMax®Basic
- bewähren sich besonders bei Störungen in der Mucin-
Schicht.
Grad 2
(deutliche Funktionsstörung): höher visköse Tropfen, nach Möglichkeit
unkonserviert, öfters am Tag bis stündlich, Salbe oder Gel am Abend.
Polyacrylsäure
(Carbomer) in Vidisic®
(Cetrimid), AquaTears® (BAC).
Sie bilden auf dem Augen einen gelartigen
Schleier- Vorsicht- sie beeinträchtigen vorübergehend die Sehleistung (Straßenverkehr,
keine Maschinenarbeit) , wirken gut bei Problemen in
der Lipid- Phase.
Hyaluoronsäure
in Hylocomod® , Vislube®
und VisoMax®Premium
Grad
3: Der Arzt verschließt die Abflusskanäle der Tränenpünktchen,
Antiphlogistika werden zusätzlich verordnet.
Vitamin A
in Form von Retinolpalmeat hat eine heilende Wirkung
bei Störungen in der Mucin- Phase, günstig ist
eine Kombination mit Dexpanthenol. Oleovit-
Augensalbe (BAC) , Vita-POS-Augensalbe.
Homöopathische Augentropfen regen die Selbstheilung
an: bei Lidrand- Entzündungen, gereizten und tränenden Augen.