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VAGINALINFEKTIONEN

Scheideninfektion (Kolpitis) ist die Überbezeichnung für entzündliche Vaginalerkrankungen. Auslöser für diese Infektionen können verschiedene Erreger sein: Bakterien, Viren, Pilze oder Trichomonaden. Jeder Erreger verursacht eine spezielle Krankheit und benützt eigene Übertragungswege - aber die meisten dieser Infektionen sind heilbar, wenn der Patient rechtzeitig behandelt wird!

BAKTERIEN

Bakterielle Infektionen der Vagina („Vaginose“ oder „Aminkolpitis“) werden meist durch Stäbchenbakterien (Gardnerella vaginales) ausgelöst, die aus dem Darm durch falsche Intimhygiene in die Scheide gelangen. Ein dünnflüssiger, nach Fisch riechender Ausfluss (Amingeruch) ist typisch für eine Vaginose. Behandelt wird vorwiegend mit Metronidazol (Anaerobex®, Trichex®, Metronidazol- Generika). Bei einer Infektion einer Schwangeren besteht ein hohes Risiko einer Frühgeburt, weil aufsteigende Keime in der Fruchtblase zu einem frühzeitigen Blasensprung führen können.

Chlamydien-Infektionen:  Chlamydien sind kugelförmige Bakterien, die Entzündungen auslösen können. Sie werden oft lange Zeit nicht bemerkt, sodass eine chronische Erkrankung auftreten kann. Erst wenn das Immunsystem geschwächt ist, kommt es zum Ausbruch der Krankheit - mit Unterleibsschmerzen, Ausfluss, Zwischenblutungen… Sollten die Keime bis zu den Eileitern aufgestiegen sein, kann eine Frau nicht mehr schwanger werden. Eine Chlamydien-Infektion in der Schwangerschaft  kann zu einer Frühgeburt führen! Mit Antibiotika  lässt sich diese Infektion sicher behandeln, einschließlich einer Partnertherapie, weil die Keime sexuell übertragen werden.

Tripper (Gonorrhöe):  ist eine meldepflichtige, sexuell übertragbare Erkrankung, die von kugelförmigen, traubenartigen Bakterien (Gonokokken – Neisseria gonorrhoeae) ausgelöst wird. Dieser Keim kann den Rachenraum, Enddarm und vor allem die Geschlechtswege und –organe befallen, sodass eine Frau sogar unfruchtbar werden kann. Typisch ist ein gelblicher, eitriger Ausfluss, der aber häufig nicht bemerkt wird. Bei der Therapie - auch des Partners - werden erfolgreich Antibiotika (Gyrasehemmer, Cephalosporine) eingesetzt. Weltweit treten jährlich 60 Millionen Neuerkrankungen auf, der einzige Schutz vor einer Infektion ist „safer Sex“ (Kondom - Benützung)

Syphilis (Lues): die Bakterien (Treponema pallidum) haben im Mikroskop ein typisches korkenzieherhaftes Aussehen. Sie werden sexuell übertragen und befallen bei der Frau die Vagina. Später breiten sie sich in der Blutbahn des gesamten Körpers aus. In den einzelnen Krankheitsstadien heilen die Symptome (schmerzlose Ulcera, Hautausschläge) von selber, sodass oft keine Therapie in Anspruch genommen wird. Aber unbehandelt entstehen schwere Organschäden an Herz und ZNS, die bis zum Tod führen.  Mit Penicillininjektionen wird diese Infektion in den ersten Stadien erfolgreich behandelt.

TRICHOMONADEN

Trichomonaden sind keine Bakterien, sondern sehr bewegliche Einzeller mit peitschenartigen Fortsätzen (Trichomonas vaginalis). Die Übertragung erfolgt meist durch Geschlechtsverkehr oder durch Schmierinfektionen. Typisch für die Infektion ist ein gelb-grüner schaumiger Ausfluss mit unangenehmem Geruch. Juckreiz, Rötungen und Schmerzen am Scheideneingang belasten den Infizierten sehr. Metronidazol ist das Mittel der Wahl zur Therapie.

VIREN

Herpes genitalis“ ist eine sehr schmerzhafte Erkrankung mit Rötungen, Schwellungen der Lymphknoten und Bläschen, schmerzhaften Ulcera, die von Herpes Simplex Viren Typ II ausgelöst wird. Die Übertragung erfolgt sexuell, aber auch oral. So wie bei Fieberblasen (ausgelöst durch Herpes labialis) kommt es immer wieder zu neuen Erkrankungen, besonders wenn das Immunsystem geschwächt ist. Die Beschwerden werden mit Aciclovir (Zovirax®, ViroMed®, Aciclovir- Generika) gelindert, die Ausbreitung der Bläschen verhindert. Die Viren bleiben aber lebenslang im Körper und werden immer wieder aktiv.

„Condyloma accuminbata“ – Feigwarzen werden durch verschiedene Human Papillomaviren (HPV) ausgelöst, die meist sexuell übertragen werden.  In dem feucht- warmen Klima der Geschlechtsteile oder des Afters bilden sich zuerst winzig kleine weiß-rosa Knötchen, die unbehandelt wie Blumenkohl heranwachsen. Eine Immunabwehrstörung, Verletzungen der Haut, sowie als Cofaktor Zigarettenrauchen, Drogen… begünstigen eine Infektion. Die Imiquimod- hältige Creme (Aldara®) wirkt effektiv gegen Virusinfektionen, weil die eigene Immunantwort auf die Infektion stimuliert wird. Ein plötzlich erneuter Ausbruch von Feigwarzen kann Anzeichen für ein geschwächtes Abwehrsystem sein. Podophyllin, Interferon, Laser, Kryotherapie oder chirurgische Eingriffe sind andere Alternativen einer Beseitigung von Feigwarzen.

70% der sexuell aktiven Frauen infizieren sich mit HP-Viren, aber nur bei 5% von ihnen tritt eine chronische Infektion auf. Bestimmte Typen von Human Papillomaviren (HPV-16, HPV-18) können Gebärmutterhalskrebs auslösen! Infizierte Frauen sollten halbjährlich beim Arzt einen Abstrich vom Gebärmutterhals machen lassen! Im Frühstadium ist diese Krebserkrankung vollständig heilbar! Im Herbst 2006 soll ein HPV-Impfstoff auf den Markt kommen!

PILZE

Fast jede Frau erkrankt in ihrem Leben einmal oder öfter an einer Scheidenpilzinfektion.

Für die Entstehung einer Scheidenpilzinfektion „Candidose“ oder „Vaginalmykose“ ist der Hefepilz „Candida albicans“ verantwortlich. „Candidus“ bedeutet glänzend und „albicare“ weiß. Auch bei einem gesunden Menschen besiedeln seine Pilzsporen den Mund- und Rachenraum, den Darm und die Vagina. Erst wenn sich dieser Pilz stark vermehrt, ist er an einem weißen Belag erkennbar und verursacht im Mund eine „Soor- Infektion“, in der Vagina die „Candidose“ und im Windelbereich die „Windeldermatitis“. Candida albicans liebt Feuchtigkeit und 37 Grad Körpertemperatur. Ein weißer krümeliger Ausfluss, schwach nach Hefe riechend, starker Juckreiz, Brennen, Rötungen im Genitalbereich sind typische Anzeichen einer Pilzinfektion. Durch den Ausfluss ist rasch der gesamte Genitalbereich infiziert. Die Schamlippen röten sich und schwellen an.

Sexuell übertragbare Erkrankungen – STDSexually Transmitted Diseases

Herpes genitalis, Feigwarzen, Hepatitis-B, Chlamydien-Infektionen, Gonorrhöe (Tripper), Syphilis, AIDS

SCHEIDENFLORA

Das Vaginalsekret einer Frau enthält verschiedene Keime: pro Milliliter Scheidenflüssigkeit bis zu einer Milliarde Keime! Lactobacillen (grampositive, anaerobe Bakterien, „Döderleinsche Stäbchen“, Candida-Pilze,… leben normalerweise in einem natürlichen Gleichgewicht zusammen. Diese Keime ernähren sich von Zucker, sie wandeln ihn in Säure (Milchsäure) um, sodass ein saures Milieu (ph-Wert 3,5 bis 4,5) entsteht. Diese saure Umgebung bietet krankmachenden Keimen schlechte Lebensbedingungen, sie ist auch eine schützende Barriere gegen andere Mikroorganismen.

Wenn in der Scheide dieses saure Gleichgewicht gestört wird, werden Lactobacillen in der Entwicklung gehemmt, es können sich pathogene Keime (anaerobe Bakterien, E. coli, Streptokokken) ansiedeln und Candida-Pilze sich massiv vermehren. Es kommt nicht nur zu Vaginalinfektionen, sondern auch zu Harnwegsinfekten.

Ursachen einer Störung der Scheidenflora

Falsche Hygiene
Hormonveränderungen: Schwangerschaft, Wechseljahre, besonders häufig vor der Monatsregel (der Glucosespiegel ist im Vaginalepithel hormonell erhöht).
Medikamente: Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus: da auf den Schleimhäuten der Scheide der Zuckeranteil erhöht ist, können sich Hefepilze verstärkt vermehren.
Falsche Bekleidung: Synthetische Unterwäsche, enge Hosen… bieten den Candida- Erregern und anderen pathogen Keimen ideale feucht – warme Wachstumsbedingungen.
Schwaches Immunsystem: Stress, Infektionserkrankungen, Aids

Behandlung einer Vaginalmykose

Bei einer Erstinfektion, bei Brennen, Jucken, Ausfluss… besonders bei jungen Mädchen, oder wenn eine Vaginalinfektion öfter als viermal jährlich auftritt, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Antimykotika: wenn die Beschwerden auch nach kurzer Zeit abklingen, die Behandlung noch einige Tage fortsetzen. Partner in die Behandlung einbeziehen, besonders bei einer rezidivierenden Candidose. Die meisten Antimykotika haben ein weites Wirkspektrum, sie bekämpfen auch einige Bakterien und Trichomonaden.
Azole: greifen in den Zellmembranaufbau der Pilze ein, sodass der Pilz abstirbt, wirken gegen verschieden Pilzarten, aber auch gegen Streptokokken, Staphylokokken, sowie Trichomonas vaginalis. Clotrimazol (Canesten®, Candibene®) Miconazol (Daktarin®), Isoconazol (Travogen®), Econazol (Pevaryl®), Tioconazol (Trosyd®), Fenticonazol (Lomexin®),
Polyene: Nystatin (Candio-Hermal®), Amphotericin B (Mysteclin®),
Betaisodona® Vaginalsuppositorien wirken desinfizieren auf verschiede Keime durch den Polyvidon – Jodkomplex.
Fluorex Plus® enthält neben Tetracyclin auch ein Kortison. Es wird bei bakteriellen Infektionen in die Scheide eingeführt. Wiederaufbau des Scheidenflora

Im Rahmen einer Nachbehandlung einer Infektion, aber auch als Prophylaxe eignen sich Döderlein-Ovula® (Lactobacillus gasseri), Gynoflor® (Lactobacillus mit Estradiol), Gynophilus® (Lactobacillus casei rhamnosus), Multi-Gyn® (ein pflanzlicher Komplex aus Polysaccariden) hemmt pathogene Keime beim Andocken an Körperzellen, sodass sie sich nicht mehr vermehren können. Oder oral Omb`e® (Lactobacillus rhamnosus und L. reuteri). Milchsäurebakterien können sich nun wieder optimal vermehren.
Nur als Notfall: ein mit Joghurt (enthält Lactobacillen) getränkter Tampon in die Scheide einführen. (Es können aber andere Bazillen miteingeführt werden.)
Spezielle Reinigungslotionen sollen den gesunden sauren ph-Wert der Scheidenflora genau beibehalten. Als Intimpflege und zur Erhaltung des natürlichen Vaginalklimas eignen sich Lactomousse® oder Mel-Protect, Anifer, Lavalgin® mit Milchsäure, Hamamelis, Aloe und andere pflanzliche Inhaltsstoffe.
Vitamin –C-Präparate (Prevegyne®) halten das Scheidenklima im sauren Bereich.
Scheidenspülungen mit Tantum Rosa® wirken entzündungshemmend bei verschiedenen Infektionen.
Cikatridina enthält Hyaluronsäure und pflanzliche Inhaltsstoffe zur Regeneration, Wundheilung bei trockener Scheide.
Eine Verbesserung der Darmflora erweist sich bei rezidivierenden Infektionen oft erfolgreich, damit keine Reinfektion aus dem Darm erfolgen kann.

TIPPS ZUR BERATUNG

  Richtige Intimpflege für die optimale Scheidenflora
  „ph-neutrale Waschlotionen“ (ph-Wert 5,5) sind zu wenig sauer, sodass die natürliche Vaginalflora verändert wird und sich Candida- Keime ausbreiten können. Nur spezielle, intime Reinigungslotionen aus der Apotheke verwenden!
  Reines Wasser verändert nicht den ph-Wert.
  Ausgedehnte Bäder mit stark parfümierten Zusätzen können die Scheidenschleimhaut reizen.
  Rückfettende Badezusätze erscheinen sinnvoll zur Regeneration von geschädigter Haut.
  Um das Eindringen von Keimen aus dem Darm  in die Scheide zu verhindern, sollte bei jedem Toilettenbesuch immer von der Scheide weg in Richtung After gereinigt werden.
  Direkten Hautkontakt mit Saunabänken und fremden Toiletten meiden.
  Während der Regel reizen die Scheide mechanisch Tampons. Binden ohne Kunststoffbeschichtung schaffen ein gutes Vaginalmilieu.
  Pilzsporen können auf feuchten Handtüchern, Waschlappen, Unterwäsche einige Zeit überleben!
  Eigene trockene Handtücher verwenden, möglichst oft und heiß waschen.
  Einmal-Waschlappen verwenden, besser nur die Hand zum Waschen verwenden!

  Richtige Bekleidung
  Baumwollslips, die täglich gewechselt werden und im Kochwaschgang gewaschen werden können. Keine Weichspüler verwenden. Aber einen Hygienespüler z.B. von Canesten verwenden, wenn nicht mit 60 Grad gewaschen werden kann.
  Verschwitzte Sportwäsche rasch wechseln, so wie eine nasse Badebekleidung (auch der Chlorgehalt des Wassers begünstigt eine Infektion).
  Pilzsporen können sich im feuchten Klima auch außerhalb der Körpers vermehren
  Wenn bei Nylonstrumpfhosen zwischen den Beinen ein Loch geschnitten wird, wird ein feucht- warmes Scheidenklima verhindert.
  Enge Hosen vermeiden, die einen Feuchtigkeitsstau verursachen. Besser luftige und lockere Bekleidung.

  Anti-Pilz-Diät
  Ausgewogene Ernährung,
  Zu viel Alkohol,…schwächt das Immunsystem
  Mit Zucker und weißem Mehl sparsam sein!
  Lebensmittel, die milchsauer vergoren sind (Sauerkraut, Kefir, LC-Joghurt) können eine gesunde Flora aufbauen.
  Reichlich Flüssigkeit trinken, damit Krankheitserreger ausgespült werden.
  Warmwasserbecken, Whirlpools sollten von Frauen gemieden werden, die keine gesunde Scheidenflora haben.
  Vaginalinfektionen können durch Geschlechtsverkehr übertragen werden, deshalb sollte der Partner auch untersucht und behandelt werden. Dies ist besonders notwendig bei rezidivierenden Infektionen und Geschlechtskrankheiten. Verwendung von Kondomen!
  Bei Urlaubsreisen eigene Kondome mitnehmen! Es kann sein, dass im Urlaubsland die Qualität der Präservative nicht so gut ist wie in Österreich.
  Nach jedem Geschlechtsverkehr sollte die Blase entleert werden, damit keine Keime in die Blase aufsteigen können und eine Harnwegsinfektion auslösen können.
  Nicht jeder Ausfluss ist krankhaft, eine gewisse Sekretmenge ist normal - sie besteht aus abgeschieferten Scheidenzellen, Drüsensekret der Gebärmutter, Bakterien… Während der fruchtbaren Tage tritt vermehrt klares, zähes Sekret aus. Wenn aber der Ausfluss vermehrt und verfärbt ist oder unangenehm riecht, ist eine Behandlung notwendig.
  Der neue Fem-Intim-Test in einer Slipeinlage reagiert auf einen gestörten Säurehaushalt eines Scheidenausflusses mit einer Farbveränderung. So kann die Wahrscheinlichkeit einer bakteriellen oder parasitären Infektion nachgewiesen werden.
  Bei Jucken in den Schamhaaren: Nach engem Körperkontakt können sich Filzläuse oder Krätzmilbe (Skabies) einnisten und vermehren, in dem Eier unter der Haut abgelegt werden, sodass eine juckende Allergie entsteht. Ein Bad mit Jacutin® hilft wirkungsvoll.
  Nicht jedes Brennen oder Jucken ist eine Vaginalmykose, diese Symptome können auch auf andere Vaginalinfektionen hinweisen, die  bald und speziell behandelt werden müssen.

Schwangerschaft

Eine Vaginalmykose kann in der Schwangerschaft durch Hormonveränderungen auftreten. Eine antimykotische Behandlung sollte nach einer Untersuchung durch einen Arzt immer erfolgen, damit keine vorzeitigen Gebärmutterkontraktionen ausgelöst werden und beim Geburtsvorgang keine pathogenen Keime auf das Kind übertragen werden, die dann beim Kind Soorerkrankungen und Windeldermatitis auslösen würden. Gefahrlos können lokal Azole (Clotrimazol, Econazol, Miconazol u.a.) einige Tage lang verwendet werden. Bei Vaginaltabletten keinen Applikator verwenden! Diese Therapie ist auch in der Stillzeit möglich. Erst nach dem Abstillen ist eine orale Dauertherapie möglich.
 

Achten Sie täglich auf die richtige Hygiene und auf eine gesunde Scheidenflora.
             Mag. pharm. Eva Fellner                 Logo Stadtapotheke Klosterneuburg