Tropisch feuchtes Klima für Wunden

Eine Wunde ist eine Verletzung der Haut, sodass die Körperabwehr gegenüber bakteriellen Infekten nicht mehr voll gewährleistet ist.

Behandlung einer Wunde
Die menschliche Haut besitzt, im Gegensatz zu anderen Organen, die Fähigkeit, sich zu regenerieren und verlorene Zellen mit voll funktionsfähigem Gewebe zu ersetzen. Die Haut kann sich wieder schließen.

Oberstes Ziel einer Wundbehandlung ist es, dass eine Wunde rasch heilt, damit eine aseptische Wunde sich nicht infiziert. Andererseits müssen bei einer eitrigen (septischen) Wunde zuerst die Keime entfernt werden. Verletzungen mit einem Holzsplitter, Bisswunden oder  stark verschmutzte Wunden gelten als primär infiziert.

Eine sekundäre Infektion liegt dann vor, wenn sich in einer schon geschlossenen Wunde ein Infekt bildet. Die Wundränder sind stark gerötet und überwärmt, aus der Wunde kann gelbliches Sekret sickern. Eventuell treten Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl auf. Diese Wunde muss der Arzt öffnen, damit der Eiter abfließen kann. Bei schwereren Infektionen werden Antibiotika verschrieben oder mit Antibiotika getränkte Gazestreifen in die Wunde eingelegt.

Bei kleineren Wunden kann es genügen, die defekte Hautstelle mit klarem Wasser zu reinigen und mit einem Pflaster oder einem lockeren Verband vor Infektionen zu schützen. Wunddesinfektionsmittel der Wahl ist derzeit Octenidin. Wundsalben fördern die Heilung durch ein feuchtes Milieu und Inhaltsstoffen, die die Granulation fördern.

Genäht werden nur Wunden, die länger als 1cm und jünger als sechs Stunden sind, da nur diese als keimfrei gelten. Die Wundränder werden dabei direkt aneinander gepresst. Bisswunden werden nicht genäht.

Bisswunden sollte man ausspülen

Schürfwunden darf man ausspülen

Schnittwunden sollte man ausbluten lassen

Heilung
Nicht eitrige Wunden heilen meist problemlos. Sie bieten fast immer ein kosmetisch hervorragendes Ergebnis. Die einzelnen Schichten der Haut wachsen wieder zusammen, an der Oberfläche bildet sich ein schmaler Schorf, der nach einigen Tagen abgestoßen wird. Die zunächst etwas hellere, schmale Narbe nimmt bald die Färbung ihrer Umgebung an und ist fast nicht mehr zu sehen.

Wenn die Wunde septisch ist, Gewebstücke fehlen, die Ränder ausgefranst sind oder weit auseinander klaffen benötiget sie zur Heilung eine längere Zeit. Dabei sondert die Wunde zunächst Sekrete ab, um Schmutz auszuspülen und Bakterien abzutöten. Ein großer Anteil des Wundsekretes sind weiße Blutkörperchen, die ihm eine gelbliche Färbung (Eiter) geben. Die Ränder der Wunde sind durch die gesteigerte Durchblutung leicht gerötet und warm. Diese Wunden hinterlassen häufig Narben, die jedoch später korrigiert werden können.

Bei tieferen Hautverletzungen ist eine Infektion mit dem Tetanuserreger möglich.

Wundauflagen
Kompressen, Tupfer, Vlies sollten bei eitrigen Wunden nicht mehr eingesetzt werden, sie trocknen aus, verkleben mit dem Wundsekret und können beim Verbandwechsel das frisch bebildete Granulationsgewebe zerstören.

Die modernen Wundverbände schaffen ein feuchtes Wundmilieu, das dem natürlichen Milieu entspricht. Die Granulation und Epithelisierung  werden gefördert. Die aktivste Teilungsaktivität von Gewebszellen liegt bei 36-38 Grad und treibhausähnlichen Bedingungen. Jeder Verbandswechsel wirft den Heilungsprozess durch den Kälteschock um einige Stunden zurück.

Reinigungsphase: in der Reinigungsphase sollten Wundverbände eingesetzt werden, die auf der einen Seite sehr saugfähig sind, aber trotzdem die Wunde feucht halten. Ein Sekretstau kann eine Wundinfektion begünstigen. Auflagen müssen in dieser Phase häufig gewechselt werden.
 
Alginate (aus Meeresalgen gewonnen):  können quellen, bis zum 20-fachen ihres Eigengewichtes an Sekret, Bakterien oder Zelltrümmer binden. Sie werden deshalb in der Reinigungsphase bei mäßiger bis starker Wundsekretion verwendet. Bei Kontakt mit dem Wundsekret entsteht lösliches ein Ca - (Na -) Alginat-Gel, das die Wunde ausfüllt und ein feuchtes Wundmilieu schafft. Freigesetzte Ca-Ionen wirken blutstillend.
 
Schaumverbände
 
Silberhältige Auflagen: ionisches Silber wirkt antimikrobiell mit einer sehr geringen Toxizität. Bei infizierten oder infektionsgefährdeten Wunden kann es sinnvoll sein, zusätzlich zu hydroaktiven Verbänden silberhaltige Wundauflagen einzusetzen. Sollten nicht über den Wundrand hinausragen, diesen mit einer Zinksalbe schützen. Keine gleichzeitige Anwendung mit jodhältigen Desinfektionsmitteln!

Granulationsphase: wachsendes Gewebe muss nun feucht gehalten werden. Trocknet eine Wunde aus, sterben Zellen ab, die Wundheilung wird verzögert. Aber überschüssiges Sekret muss gebunden werden, damit die Wundränder Granulationsgewebe bilden können. Alle Wundauflagen von der Reinigungsphase können weiter verwendet werden. Bei optimalen Wundheilungsbedingungen kommt es meist rasch zur Wundkontraktion und Bildung von Epithelgewebe.
 
Hydrofaserverbände, Hydrogele wirken befeuchtend, im Bereich direkt über der Wunde. Sie saugen auch am Wundrand überschüssiges Wundsekret auf, sodass der Wundrand nicht mehr aufquillt und Gewebe bilden kann. Der Verband sollte über den Wundrand hinausragen!
 
Hydrokolloide: das Kolloid quillt durch das Wundsekret auf, hält die Wunde feucht. Auf der wundabgewandten Seite verhindert eine Polyurethanfolie, dass Keime oder Schmutz in die Wunde kommt, deshalb ist ein Duschen mit diesem Verband möglich. Bis zu sieben Tagen kann dieser Verband auf der Wunde bleiben. Wegen der Okklusivwirkung ist dieser Verband aber nicht bei infizierten Wunden geeignet.
 
Aktivkohleverbände: absorbieren unangenehme Gerüche, Toxine und Gewebsteilchen. Diese Verbände nicht zerschneiden, damit Kohle nicht direkt auf die Wunde kommt!
 
Proteasenregulierende Wundauflagen: Proteasen können in chronischen Wunden die Wachstumsfaktoren hemmen oder inaktivieren. Sie werden bei stagnierenden Wunden eingesetzt.

Epithelisierungsphase: wachsendes Epithelgewebe benötigt auch feuchte und warme Bedingungen, außerdem muss die Wunde weiterhin vor mechanischen Einwirkungen geschützt werden.
 
Hydrofaserverbände und Hydrokolloide
 
Wundfolien sind selbstklebend, wasserfest, transparent, haben keine Saugfähigkeit, sie werden bei trockenen Wunden eingesetzt.

Hinter schlecht heilenden Hautwunden kann sich auch Hautkrebs verbergen.

                  Mag. pharm. Eva Fellner       Logo Stadtapotheke Klosterneuburg